So wie jeder andere Züchter von Italienischen Windspielen/Italian Greyhounds, habe auch ich meine Vorstellung von dieser Rasse. Dadurch ergibt sich eine Typenvielfalt, die es nicht außeracht zu lassen gilt. Der eine Züchter bevorzugt kleine, feingliedrige Windspiele, der andere hat einen anderen Vorzug. Was nun besser oder schlechter ist, dass mag jeder Züchter für sich selber entscheiden, obwohl sie alle einem Rassestandard nach züchten (wollen/sollten). Aber das ist eine Auslegungssache des Standrads. Ich werde nicht darüber urteilen, da es mir nicht zusteht. Wenn es allerdings um die Gesundheit eines einzelnen Hundes geht, dann habe ich aber sicherlich auch eine Meinung dazu…
Für mich in erster Linie steht der Anspruch nach einem Gebrauchshund. So mancher Historiker schien/scheint andeerr Meinung, dass das Italienische Windspiel/Italian Greyhound ursprünglich eh nur dazu gezüchtet wurde, um bei gelangweilten und gesättigten Damen der feineren Gesellschaft auf dem Schoß zu leben. Ja, es gibt viele historische Berichte darüber. Aber auch Berichte, dass man durch viel zu enge, also In- und sogar Inzestzucht Ende des 19. Anfang des 20. Jahrhunderts das Windspiel fast ausgerottet hatte. Verzwergung war an der Tagesordnung, die Hunde zuchtmüde, d.h. die Hündinnen bleiben immer häufiger nach einem Deckakt leer. (Quelle: Das Große Windhundeerbe, Kynos Verlag…. DGWKV) Um dem ein Einhalt zu gewähren, wurde ganz bewusst der Whippet wieder in das Italienische Windspiel/Italian Greyhound hineingezüchtet, um so einen kleinen robusteren Windhund mit mehr Substanz zu bekommen. Das gelang auch ganz wunderbar. Auf Seite 488 steht: Zitat: … Die Folgen haben wir an dem weitaus größten Teil des Materials auf Ausstellungen der letzten Jahre gesehen. Degeneration, nicht nur im Gebäude, Knochenbau, Haltung, Gebiss und Haarkleid, als den äußeren Merkmalen, sondern auch Unfruchtbarkeit und völlige Verweichlichung zeigten den Weg zum Abgrund. Dr. Wegener setzte sich diesem Unfug zuerst entgegen und forderte die Einkreuzung von Whippets, um dem durch überspannte Innzucht in sich aufgesogenen Windspielblut neues Leben zuzuführen. Johannes Rickmeyer (Whippetzüchter, „von der Hallerhütte“, Anm. R.C.) trat mit aller Energie bei jeder sich bietenden Gelegenheit für eine durch Whippetblut unumgängliche Notwendigkeit der Rekonstruktion des Windspieles ein und auch Dr. Erb ließ keinen Zweifel über seine gleiche Ansicht aufkommen, als er im Anschluss an die Berliner Ausstellung 1922 in der lehrreichen Richterbesprechung am lebenden Modell die Fortschritte der Zucht klarlegte, die an den mit Whippet eingekreuzten Windspielen wahrzunehmen sind. Erfreulicherweise haben sich alle ernst denkenden Züchter dieser gesunden Anschauung angeschlossen und so dürfen wir hoffen, dass in wenigen Jahren das ideale Windspiel in vollendeter Schönheit erschaffen sein wird. … Zitat Ende. Geschrieben von Gerhard Wagner, Zwinger „vom Questenberg“.
Es zeigten sich „bunte“, also zwei und mehrfarbige Windspiele, die ganz selbstverständlich im Zuchtbuch geführt wurden, aber auch in den Ausstellungsringen glänzten und Championate errangen, so z.B. „Bube von Montecarlo“, 1925, oder auch „Morany“, 1922. Hierzu gibt es eine kleine Auswahl an Fotos in der Menueleiste (Quelle: Das Große Windhundeerbe, Kynos Verlag) welche ich Ihnen unter Historische Fotos zeige. Seit einiger Zeit kusieren nun Gerüchte durch das Internet und seinen Social-Media- Gruppen, der erste "bunte" Windspielwurf Deutschlands fiel in den 1980 Jahren - stimmt aber nicht. Zweifarbige (bunte) Windspiele hat es in den 1920er Jahren bereits in Deutschland gegeben. Hier wäre es doch interessant herauszufinden, wann der letzte "bunte" Windspielwurf fiel, bis erneut in den 1980ern es wieder bunt wurde. Erst in der Weihnachtsausgabe von 1930 von „Chasse et Pèche“, van den Berkhof nach George O´Breen heißt es im Standard: Zitat: Farbe: Einfarbig oder rotbraun, mäusefarbig in allerhand Arten und Nuancen, die dazwischen liegen (Isabella) sind bevorzugt: weniger erwünscht sind die Einfarbigen mit weiß an Brust und Pfoten; disqualifizierend ist gefleckt, in gleicher Weise dann auch weiß mit rotbraun, weiß mit schwarz, schwarz mit kleinen Fleckchen usw. … Fehler: … dunklen Nägeln, grobe Rute, Haar von verschiedener Länge an einzelnen Stellen oder von unsauberer Farbe (gestromt oder mit größeren oder kleineren Flecken… Quelle: DGWKV, Zitat Ende.
Das, was ich unter einem Gebrauchshund verstehe, ist ein kleines Italienische Windspiel/Italian Greyhound, welches seinem Besitzer ein Wegbegleiter auf (auch längeren) Spaziergängen über Stock und Stein folgen kann. Ein Windspiel, welches auch getrost seine Runden auf einer Wiese drehen kann, ohne sich die Beine zu brechen. Was kümmert mich da Farbe oder Zeichnung? Ein guter Hund hat keine Farbe, stand irgendwo einmal geschrieben. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wer diesen Satz geprägt hat, aber er hat sich schon vor langer Zeit bei mir ins Gedächtnis gebrannt. Und genau so werde ich diese kleinen windigen Kobolde züchten. Natürlich gibt es Farben und Farbschläge, die auch mir durch Bewunderung den Atem stocken lassen, und auch züchterisch bedacht, wenn es denn ins züchterische Konzept passt, aber allen voran steht Gesundheit, Funktionalität und daraus resultierende Lebensfreude an erster Stelle. Da kann es auch mal vorkommen, dass ich Standard einmal Standard sein lasse, wenn es der Gesundheit eines Wurfes dienlich ist. Über Standradeinhaltung usw. können Sie in der Menueleiste unter Zuchtverbände nachlesen.
Und zum Schluss noch eines, welches vielleicht so manchen Vereinszüchter die Haare zu Berge stehen lässt: für mich ist ein Italienische Windspiel/Italian Greyhound ein Italienische Windspiel/Italian Greyhound, egal aus welchem Land es (gezüchtet) kommt, egal, welche Farbe es trägt, oder dunkle Nägel/Krallen hat.