Zuchtverband oder Schwarzzüchter?

Zuchtverbände/Rasse-Clubs

Oh, wie habe ich es seiner Zeit geliebt, wenn mir Windhundekenner (oder vielleicht doch vielmehr jene, die sich als solche bezeichnen) immer sagten, dass ich Sheltie-Mischlinge hätte, als ich Anfang des neuen Jahrtausends mit meinem ersten kleinen langhaarigen Windhund auf den Windhundeplätzen des DWZRV´s auftauchte. Dieser kleine Geselle verfügte über eine Ahnentafel und die Rassebezeichnung auch eine andere als Sheltie-Mischling. Es war eine unschöne Zeit. Es gab im DWZRV mehr unfreundliche Menschen, als freundliche. Und selbst in dem Rennverein, in dem ich dann mit meinen kleinen langhaarigen Windhunden (es wurden schnell durch Import aus den USA mehrere und bald begann ich klein, aber fein und erfolgreich zu züchten) gab es nicht nur Befürworter. Aber was wussten die denn schon? Nichts und meistens überhaupt nichts!

Die Mutter aller Hundeverbände ist der United Kennel Club, UKC. Viele Rasse- Standards wurden dort geschrieben, dort begann der „Zirkus“ der Hunde im Show Ring.  Es gibt in den USA den American Kennel Club, in Kanada den Canadian Kennel Club (CKC), in Europa und vielen anderen Ländern dieser Erde wie z.B. seit einigen Jahren auch in China, die Fédération Kynologie Internationale (FCI). Der FCI untersteht der Verband Deutscher Hundewesen (VDH), mit all seinen angeschlossenen Rassehundeverbände. Und es gibt in Deutschland Rassehundeverbände, die zwar auf ihren Ausstellungen nach den Rasse-Standards der FCI/VDH richten, aber weder der FCI noch dem VDH angeschlossen sind. (Kleine Anmerkung von mir. Wenn Sie auf der Suche sind und sie stoßen auf einen Verband, der damit wirbt der F.C.I. anzugehören, so hat diese F.C.I. nichts mit der „echten“ FCI zu tun. Die Punkte zwischen den Buchstaben verraten es).

Weder die FCI, noch irgendein anderer Verband entscheidet, ob eine Hunderasse eine Hunderasse ist, oder nicht. Die Verbände entscheiden lediglich darüber, ob sie eine Hunderasse als solche anerkennen und in ihren „heiligen Hallen“ willkommen heißen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dennoch glauben immer noch Halter, und leider auch vielen Zuchtverbänden angeschlossenen Züchter, dass eine Hunderasse nur dann eine Hunderasse ist, wenn sie z.B. von der FCI als Dachverband, oder einem ihrer angeschlossenen Verbände, z.B. VDH, anerkannt ist, also in den „heiligen Hallen“ aufgenommen wurde. Das ist Blödsinn. Es gibt noch heute, und wohl auch zum Glück weniger Hunderassen solche, die seit vielen hundert Jahren in ihren Ursprungsländern erfolgreich im kleinen Rahmen gezüchtet werden, meistens „nur“ als Gebrauchshunde, die nicht von der FCI, dem AKC, dem UKC oder sonst einem Dachverband anerkannt und als rasserein registriert sind. Nicht selten streben oder wünschen deren Halter und Züchter auch keine offizielle Anerkennung durch die FCI. Zitat von Helmut Wachtel: Die Anerkennung ihrer Rasse kann ihrer Gesundheit schädigen. Zitat Ende. Doch dazu später mehr.  

Eine Rasse ist dann eine Rasse, wenn die Tiere, die miteinander verpaart werden, die gleichen Standard-Merkmale aufweisen und deren Nachkommen diese ebenfalls zeigen (einheitliche Vererbung). Das klappt aber nicht mal so schnell, wie man sich das vorstellt. Die Nachkommenschaft, F1 Generation, aus der Verpaarung Rasse A mit Rasse B, weist „Standard“-Merkmale auf, die optisch auf eine Rasse hinweisen (können). Dies unabhängig voneinander und deren Blutlinien, werden diese beiden Ausgangsrassen mit einander verpaart. Verpaare ich aber F1 Generation mit F1 Generation, sieht das schon anders aus. Plötzlich hat man einen Wurf Welpen (F2 Generation), die unterschiedlicher nicht sein könnten, weil ein Merkmal der ursprünglichen Ausgangsrasse plötzlich überwiegt. Dies ist ein weites Feld, welches ich hier nicht komplett aufklären möchte. Wer darüber mehr lesen möchte, der findet darüber Lektüre, so wie auch vieles im WWW. 

„Leute, die unabhängig von Zuchtverbänden Hunde züchten sind Schwarzzüchter, Hinterhofzüchter, Vermehrer und wollen nur Geld machen“, heißt es immer wieder. Egal ob auf Hundeausstellungen, Hundeplätzen oder auf Socialmediaplattformen im Internet. Da kann ich nur drüber lachen und zwar ganz laut. „Doch“, sagte dann einmal eine bekannte FCI Züchterin zu mir, „Die neusten Zahlen von kranken Hunden beweisen das.“ Was beweisen diese „neusten“ Zahlen? Gar nichts. Lediglich, dass wieder einmal Hundekinder geboren wurden, die nicht danach gefragt hatten unter bestimmten Rassemerkmalen auf diese Welt zu kommen. Das ist das traurige Übel an der ganzen Sache. Aber dafür allein den „Schwarzzüchtern“, Hinterhofzüchtern“, „Vermehrern“ die Schuld in die Schuhe schieben ist ungeheuerlich.

Ja, es gibt (Qual-)Zuchten, die werden ganz plötzlich populär. Oder Rassen werden plötzlich populär und dadurch werden sie auf Teufel komm raus gezüchtet (vermehrt) das sich daraus eventuell eine Qualzucht entwickelt, weil bestimmte (Rasse-) Merkmale extrem hervorgezüchtet wurden? Doch wer ist wirklich Schuld an diesen (Qual-) Zuchten oder Rassehunde mit Erbkrankheiten? Die Rassehundeverbände! Allesamt. Und ihre autorisierten Rassehunde-Richter/-Fachleute, die auf Rassehunde-Shows bestimmten Merkmalen den Vorzug geben, auch wenn dieser im ursprünglichen Standard nie so aufgeschrieben stand, doch von den Ausstellungsrichtern falsch ausgelegt werden. Es gibt Rassen, die haben heute kein Nasenbein mehr, von daher absolute Probleme mit der Atmung, doch besieht man sich alte Fotos von vor z.B. 100 Jahren, dann ist bei dieser Rasse deutlich ein Nasenbein zu erkennen. Wie konnte dies passieren? Bestimmt nicht von alleine. Der Mensch hat durch seine Zucht dafür gesorgt, dass sich  das ursprüngliche Erscheinungsbild der Rassen verändert hat. Durch seine Zuchtpraktiken wie z.B. Inzucht, dazu gehört auch die Linienzucht, wenn man es genau nimmt, und extremer die Inzestzucht.

Und nun kommt der kleine Flockie in den Ausstellungsring, „präsentiert“ sich ganz ausgezeichnet, sodass er dem Ausstellungsrichter besonders ins Auge fällt. Dieser zeigt sich besonders erfreut, weil das Aussehen von Flockie nicht nur seinen Geschmack trifft, sondern weil man den Vorführer/Handler nun ja auch seit vielen Jahren kennt und weiß um dessen bemühen die Rasse zu „verbessern“. Schwuppdiewupp hat der kleine Flockie eine große Siegerschleife umgehängt bekommen, wird nicht nur rassebester Hund, sondern vielleicht sogar „schönster“ Hund der gesamten Ausstellung. Was glauben Sie, verehrte Leser, was nun passiert? Richtig. Alle anderen Züchter werden versuchen das gleiche neue Rassemerkmal in ihre Hunde zu züchten. Am besten fährt man auch gleich mit seiner läufigen Hündin zum Flockie und lässt diesen decken. Ein lukratives Geschäft für Flockies Züchter, denn nun kommen viele läufige Hündinnen, die alle von Flockie gedeckt werden, weil alle anderen Züchter ja auch die Rasse verbessern wollen, um dann das nächste Mal erfolgreich den Ausstellungsring zu verlassen. Und so entsteht es, dass aus einer krankhaften Eitelkeit und perverser Vorstellung der Auslegung eines Rassestandards und seinen Rassemerkmalen. Das führt dazu, dass es heute Hunde gibt, deren große und runde Köpfe dazu beitragen, dass die Hündinnen ihre Welpen nur per Kaiserschnitt gebären können, Rassen verzwergen und Apfelköpfe mit Glubschaugen haben, Hunde, die nicht mehr atmen oder aus ihren Augen gucken können. Hunden, denen man durch selektive Zucht die Wirbelsäule kaputt gemacht hat, sodass sie nicht mehr in der Lage sind richtig zu laufen. Hunde mit Harngries und Nierensteinen, Hunde mit zu großen Ohren, weil es so niedlich aussieht, wenn sie klein sind, später aber für´s Fressen einen Ohrenschutz übergezogen bekommen müssen, oder diesen sogar immer tragen, weil sie sich ständig selber auf die Ohren treten…. Gehen Sie auf die nächste Rassehunde-Show und begucken sie sich die Hunde mit gesundem Menschenverstand. Ist das noch schön, was das Auge des Betrachters zu sehen bekommt?

Und Flockies Nachkommen? Er hat viele Hündinnen gedeckt, sein "perfektes" Aussehen, dem Rassestandard doch so nahe kommend. Flockie hat viel dazu beigetragen, die Rasse zu "verbessern". Aber kaum einem zukünftigen Welpenkäufer wird klar, dass die ganzen Welpen nach Flockies Zuchteinsatz alle samt Voll-, bzw. Halbgeschwister sind. Als anschauliches Beispiel benenne ich nun doch eine Hunderasse: der Nova Scotia Duck Tolling Retriever (Toller). Diese kleine Retrieverrasse ist so stark ingezüchtet, dass die weltweite Population dieser Hunde einen Verwandtschaftsgrad von Vollgeschwistern aufweist. Gute und kritische Hundemagazine haben schon 2010 darüber berichtet.

Ich verfüge über ein Video aus dem Juni 2018. Es grinst ein VDH-Vorstandsmitglied in die Kamera und erklärt, dass ein Welpenkäufer nicht damit rechnen kann einen gesunden Welpen zu kaufen, selbst wenn die beiden Elterntiere nach den VDH Gesundheitscheck für zuchttauglich befunden wurden. ... Das sagt doch schon alles!!!!
Okay, es ging hier nicht um die Rasse Italienisches Windspiel, sondern um die French Bulldog, doch eine solche Aussage spiegelt genau das wieder, was ich bemengel. Es werden Züchtern im Verband immer mehr Gesundheitstest auferlegt, doch gesundheitlich geht es mit Rassehunden im VDH immer weiter bergab. Was nützt mir die ein oder andere Untersuchung, wenn aber keine wirklichen Reformen bezüglich der Zuchtpraktiken Einzug ins züchterische Werken erhält? Wenn weiterhin an alten und eingefahrenen Zuchtpraktiken festgehalten werden, obwohl der Genpool einer Rasse so gering ist, dass sich das, was ich oben beim Toller beschrieben habe, wiederholt? Und wenn dann auch noch aus dem geringen Genpool Hunde auf Grund ihrer Farbgebung, ihrer Größe oder sonst noch was aus der Zuchtzulassung verschwinden? Ja, es lassen sich durch einen Verband und einer Rassehundeschau so manche Hunderassen regelrecht in Grund und Boden (hin-)richten.

Sind dann erst einmal solche Hunde wie Flockie populär, verbandstreue Züchter gut im Geschäft, dann kommt auch irgendwann ein Käufer von Flokies Nachzucht auf die Idee, damit Geld zu machen. Denn einfacher geht es doch nicht. Schnell ist eine Hündin gekauft, vielleicht auch noch ein Rüde und ist die kleine Hündin dann das erste Mal läufig, dann kann es ja auch losgehen… Grusel!!!  Dann wird fleißig losgelegt, es werden die Elterntiere ohne tierärztliche Untersuchung miteinander verpaart. Auch wenn sich dann schon Erbkrankheiten herum gesprochen haben, nimmt darauf doch so ein "Züchter" keine Rücksicht. Wenn es schon nicht die Verbandsmitglieder der Verbände tun, warum dann ein „Schwarzzüchter“? Der VDH z.B. redet seit Jahren etwas in Bezug auf den Mops zu unternehmen. Und? Hat sich da in den letzten Jahren etwas am Erscheinungsbild des Mopses getan? Nein! Ich meine jetzt nicht den sogenannten Retro-Mops. Dieser wird aber von der FCI, bzw. VDH nicht anerkannt, weil die Nase des Retro-Mops durch die Einkreuzung einer anderen Rasse entstanden ist. Ende des 19. Anfang des 20 Jahrhundert ist dies eine oft und gängige Praxis gewesen.
Hier sitzen die Schuldigen in den Verbänden, die das zu verantworten haben, das viele, viel zu viele Hunderassen ihr Leben lang etwas ertragen müssen wie z.B.: Atemnot, Allergien, regelmäßige Tierarztbesuche, tägliche Medikation… Ist das lebenswert? Aber da schiebt man lieber die Schuld auf die „Schwarzzüchter“, die „Hinterhofzüchter“, die „Vermehrer“.

Viele Züchter und deren Praktiken habe ich beobachten dürfen und nur mit dem Kopf geschüttelt. Vieles ist bei manchem Züchter auch gegen die eigentlichen Zuchtverordnungen und –Bestimmungen passiert. Aber all diese so „seriösen“ Züchter können sich immer unter dem Deckmantel der FCI, dem VDH verstecken. Anstatt die Verbände und deren Züchter Verantwortung zu übernehmen, schieben sie lieber die Schuld auf andere, das ist einfach und  es geht letztlich um Geld, um viel Geld.

Damals war ich ein Idealist, der an Werte und das Gute glaubte. Doch auch in der Population „meiner“ Sheltie-Mischlings-Rasse passierten Dinge, mit denen ich, mein guter Name und vor allem meine Nachzuchten nicht im gleichen Atemzug genannt werden sollte. Ich notierte alle Vorkommnisse in der eigenen Szene, wer wie viele Würfe/Welpen in welchem Jahr hatte, wie viele Totgeburten es gab oder Welpensterben, Wurfwiederholungen, Halbgeschwisterverpaarungen, Verpaarungen die nie auf Grund eines Gendefekts hätten stattfinden dürfen. Diese Aufzeichnungen ließ ich durch eine andere Person dem DWZRV zukommen. Das war 2010. 2016 wurde „meine“ Sheltie-Mischlings-Rasse als nationale Rasse im VDH aufgenommen. Diesbezüglich hatte sich nie jemand  der Entscheider vorab bei mir gemeldet, um mit dem „Fachmann“ dieser Hunde, so wurde ich von netten Hundewegbegleitern bezeichnet, eine nationale Anerkennung durchzusprechen, um eventuell weitere Informationen über diese Rasse zu bekommen. Ene-mene-muh und raus bist du.             

Ich schreibe dies hier nicht, weil ich verbittert bin. Dieses Stadium der Enttäuschung und das Erkennen der Vereinsmeiereien habe ich schon lange hinter mich gelassen. Ich schreibe dies hier, damit der Leser versteht, dass bei weitem nicht alles Gold ist, was glänzt. Züchter, die außerhalb eines Verbandes züchten sind nicht besser, aber vor allem nicht unbedingt schlechter als die Züchter, die jedes Jahr dem Verband durch Mitgliedschaft, Welpenabnahme, Zuchtstättenzulassung, Ahnentafeln u.v.m. ihr Geld hinterhertragen. Natürlich gibt es Züchter, die außerhalb eines Verbandes im Hinterhof züchten und fürchterliche Dinge tun, aber es gibt auch „Hinterhofzüchter“, die ganz verantwortungsvoll züchten, die mit großer Liebe und Hingabe etwas für eine Hunderasse tun, nur weil sie z.B. auf Grund ihrer Farbgebung innerhalb der FCI/VDH nichts zu suchen haben. Und vielleicht sind diese „Vermehrer“ sich einfach nur ihrer Verantwortung besser bewusst, können aber auf Grund keiner Vereinsmitgliedschaft züchterisch für den Gesunderhalt einer Rasse beitragen, da sie (die „Schwarzzüchter) züchterisch kreativer sein können und z.B. ohne die Zustimmung von Verbandsvorständen eine anverwandte Rasse in die ihrige einzüchten und somit für eine neue Genkonstelation ihrer Hunde sorgen..

Der Interessent hat immer die Möglichkeit der Wahl. Er entscheidet, wo er um einen Hund bittet. Das hat auch immer etwas mit Sympathie zu tun und wo der Interessent ein gutes Gefühl hat. Natürlich sollte sich auch ein Interessent vorab klar machen, was er möchte. Möchte der Interessent später mit dem Hund auf großen Rassehunde-Ausstellungen, dann muss er sich für einen Welpen aus dem Verband entscheiden, denn einen Hund aus einer „nicht anerkannten“ Zuchtstätte registrieren zu lassen ist kostspielig, Zeitaufwendig und führt nicht unbedingt zum Erfolg. Vor allem dann bleiben solchen Haltern die Türen verschlossen, wenn herauskommt, von wem er den Hund gekauft hat. Es geht nämlich nicht um den Hund, sondern um ein Papier. Dies erscheint vielen so viel wichtiger, als der (gesunde) Hund an sich.

Dennoch Vorsicht bei der Benutzung der Bezeichnung  „Schwarzzüchter“, „Hinterhofzüchter“, „Vermehrer“. Wenn Sie so wollen zähle ich nämlich auch dazu. Aber ich habe nichts zu verbergen, ich spiele mit offenen Karten, das heißt, bei mir darf ein Interessent alles Züchterische einsehen.       

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